Borchener Grüne: Leuchtturmprojekt mit Blockheizwerk und Biogasanlage Unterm Hessenberg voranbringen

Eigentlich könnte es in Borchen so schön einfach sein: Das neue Baugebiet Unterm Hessenberg wird energieeffizient mit Nahwärme aus einem Blockheizkraftwerk versorgt und die in etwa 400 m Entfernung benachbarte Biogasanlage wird in das Konzept eingebunden. Mit diesem Versorgungskonzept, welches auch die vorhandenen (Energie-)Angebote vor Ort sinnvoll einbindet, wäre Borchen unter Nutzung von regenerativen Energien tatsächlich Vorreiter in Sachen Energieeffizienz und hätte damit ein Leuchtturmprojekt geschaffen.

Leider, kritisieren Grüne, CDU und Freie Wähler, sei es nicht gelungen, mit dem Eigentümer der landwrtschaftlichen Flächen sich zu einigen. In dem Vorschlag der Verwaltung ist zudem vorgesehen, ein Grundstück mit rund 550 qm für das BHKW bereitzustellen und auf der verbleibenden Restfläche Elektroladestationen zu errichten. Das Vorgehen hört sich für den ein oder anderen vielleicht gut an, gleicht aber für uns doch eher einem Schildbürgerstreich: Da wird ein Grundstück „geopfert“ u. a. für Ladestationen, die fernab vom Ortskern nicht wirklich sinnvoll sind, da das Laden von zukünftigen E-Autos wohl eher in der eigenen Garage stattfinden wird.

Gestern in der Ratssitzung erklärte der Fraktionsvorsitzende Guido Reitmeyer für die Borchener Bündnisgrünen: „Viele fragen sich bestimmt, warum ist in den letzten beiden Ausschüssen zum Thema Nahversorgung mit Wärme im Neubaugebiet Unterm Hessenberg kein Beschluss gefasst worden. Die Antwort ist aber auch ganz einfach: Das Ergebnis der Beschlussvorlage überzeugt uns nicht!

Hierzu werde ich aus unserer Sicht ein paar Fakten nennen:

  • Wir haben die Nahwärmeversorgung beschlossen.
  • Alle Bauwilligen verlassen sich auf uns.
  • Wir stehen im Wort.
  • Seit dem Ratsbeschluss wurde keine Lösung gefunden, viel Zeit ist unproduktiv vergangen. Nun soll der Rat unter Zeitdruck einer „Notlösung“ zustimmen, die das Potential nicht ausschöpft und daher nicht optimal ist.
  • Die bestmögliche Lösung wird dadurch verhindert, dass der Bürgermeister, als Chef der Verwaltung, aus unserer Sicht zwei Vorhaben in von uns bereits kritisierter Weise miteinander verbunden hat. Eine Einspeisung von Abwärme in die Nahversorgung eines Wohngebietes hat nichts mit der Planung einer Entlastungsstraße zu tun. Wir hier im Rat haben das schon in einer öffentlichen Sitzung vom Bürgermeister vernommen. Am Samstag war es in der örtlichen Presse zu lesen, dass hier die Dinge und Interessen verquickt werden. Jede Bürgerin und jeder Bürger in Borchen kann sich nun selbst nach dieser dankenswerten Veröffentlichung eine Meinung bilden:

Zu der Sachlage selbst – und auch über das Entstehen des Stillstandes bei der Wärmeversorgung. Wir Grünen möchten hier eine Lösung, die sowohl die Interessen der Bürgerinnen und Bürger als auch der Umwelt berücksichtigt.

  • Es ist ökologischer Irrsinn, entstehende Abwärme nicht für das Beheizen der Häuser zu nutzen.
  • Es ist für uns unbegreiflich, wie man auf Bauland Wärme produzieren will, um wenige Meter weiter, quasi nebenan, Wärme ungenutzt in die Luft zu blasen.

Wir stehen bei den Bauherren im Wort, sie möchten Klarheit, sowohl bei der Zuteilung der Grundstücke als auch bei den zu erwartenden Kosten der Wärmeversorgung. Ich habe es schon das ein oder andere Mal erwähnt, wir hier in Nordborchen sprechen miteinander. Und wir haben klare Signale bekommen, dass es eine Bereitschaft gibt, sich im Interesse aller Beteiligten zu einigen – man muss sich nur auf den Weg machen. Herr Bürgermeister, in einer der letzten Sitzungen sagten Sie, man dürfe keine Entscheidungen treffen, die einen einzelnen Landwirt begünstigen. Da stimmen wir zu. Richtig ist aber auch, man darf keine Entscheidungen treffen, um bewusst Landwirte zu benachteiligen. Unserer Ansicht nach, geschieht das hier.

Borchen hat hier die Gelegenheit ein ökologisch wirklich gutes Projekt, mit Vorzeigecharakter, nach vorne zu bringen. Interessen außerhalb dieses Projektes dürfen der Entfaltung des gesamten Potentials nicht im Weg stehen! Um nun Klarheit zu schaffen und eine ökologisch überzeugende Lösung hinzubekommen, schlagen wir folgendes vor:

  • Das Grundstück 633 wird zurückgehalten zusammen mit dem Nachbargrundstück. Die anderen Grundstücke werden vergeben.
  • Von der Verwaltung initiiert wird mit allen Beteiligten erneut gesprochen bzw. verhandelt, um die Interessen der Beteiligten zum Ausgleich zu bringen und eine ökologisch optimale Lösung zu finden.
  • Die Ergebnisse der Verhandlungen werden in der kommenden Sondersitzung am 11. Oktober vorgelegt.
  • In der Sitzung des Rates am 11. Oktober soll dann über die Ausgestaltung der Nahwärmeversorgung entschieden werden.

Manche Fragen werden uns auch gestellt. Darauf möchte ich kurz antworten.

  • Ja, es lohnt sich, sich für den Klimawandel einzusetzen. Eine Nichtnutzung der nahegelegenen Wärme bedeutet, beliebig viel CO2 in die Luft zu blasen.
    Um eine Vorstellung dazu zu bekommen: Ein Haus nach heutigem Standard und ich rechne mal bewusst wenig und mit glatten Zahlen benötigt in etwa 1000 Liter Heizöl. Das multipliziert mit ca. 50 Grundstücken ergibt 50 T Liter Heizöl pro Jahr. Wer würde die verbrennen, wenn es nicht notwendig ist? Klimaschutz und zukunftsweisende Energiepolitik sieht anders aus.
  • Die Bürgerinnen und Bürger profitieren unmittelbar davon, nach einer preiswerteren Möglichkeit zu suchen, möglichst wenig neue Technik zu errichten, die Energiepreise langfristig stabil auf einem niedrigen Niveau zu halten.
  • Die vorgeschlagene Verhandlungsaufnahme kostet im Wesentlichen nur Zeit, die für eine gute Lösung gut investiert ist. Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger sowie die Umwelt werden es uns danken.
  • 3 ½ Wochen bis zur nächsten Ratssitzung muss der Beschluss über die Wärmeversorgung noch offenbleiben. In dieser Zeit können wir wenig verlieren, aber viel gewinnen.

Ein Besucher hat mich kürzlich nach einer, ich sage einmal „stimmungsvollen“, Sitzung gefragt: „Warum tust Du Dir das hier an?“ Meine Antwort ist da eindeutig: Es lohnt sich, sich für ein klimafreundliches Borchen einzusetzen! Wir machen das für die Menschen, die hier in Borchen leben! Somit ist für uns auch klar, ohne einen weiteren Versuch – mit wirklichem Bestreben hier eine ökologisch gute Lösung herbeizuführen, werden wir einer Vorlage in dieser Art nicht zustimmen.“

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